Salzburger Kunstverein [Harbour Story, Corner Gesture, Fragments (Stored Together)]
14.12.2024 – 16.02.2025
Salzburger Kunstverein, 5020 Salzburg
3 Works adapted/created for Debt. the 2024/25 Annual Exhibition at the Salzburger Kunstverein
curated by Hana Ostan-Ožbolt-Haas
alongside Gleb Amankulov, Benjamin Hirte, David L. Johnson, Tammy Langhinrichs, Miriam Stoney, Magdalena Stückler, Frank Wasser
https://salzburger-kunstverein.at/jahresausstellung2024
Zum Thema Debt schrieb ich: „Schuld als Gefühl. Eines wogegen ich mich ebenso unwillkürlich aber doch willentlich soviel wehre, meistens in Form von Erklärung, Herleitung, Drang nach Kausalität und Ergebnis. So weit dann, dass die Schuld an sich für mich etwas Abstraktes wird. Mir eigentlich weder durch Erinnerung, noch durch Erzählung anschaulich, spürbar werden will. […]“
Begleittext, geschrieben von Hana Ostan-Ožbolt-Haas:
Die auf zwei Fensterbänken im Gang des Salzburger Kunstvereins ausgestellte Arbeit Fragments (Stored Together) (2024) umfasst acht kleine Skulpturen aus Kupfer und Stahl, die den Blick der Betrachter:innen nach außen lenken. Ursprünglich im Rahmen einer früheren Ausstellung entstanden und ausgestellt, durchliefen die Stücke während der Lagerung einen transformativen Prozess: galvanische Korrosion. Formal bezieht sich das Werk auf eine fiktive Bahnhofsszene. Für Schernthaner-Lourdesamy symbolisiert das Bahngleis in Bezug auf Debt einen möglichen Ort der Auseinandersetzung mit dem Begriff der Schuld. Ein solcher Ort, an dem man wartet, stellt das Individuum immer wieder vor die Wahl: Vorbeiziehen lassen oder einsteigen. Er verbindet diesen Moment mit einem Gefühl der Freiheit, da Handlungen in diesem Kontext scheinbar folgenlos sind – der Zug fährt ab, unabhängig davon, ob man einsteigt oder nicht. Die Szene suggeriert eine Einladung, Schuldgefühle auszuhalten und in der Gegenwart zu verweilen, die Mehrdeutigkeit des Untätigseins begrüßend. Während die Arbeit zur Reflexion über persönliche Handlungsfähigkeit und Schuld einlädt, lässt sie auch die belasteten historischen Konnotationen der österreichischen Vergangenheit unausgesprochen. Schernthaner-Lourdesamy weiß um die groteske Ironie, die darin liegt, das Einsteigen in einen Zug dabei als freiwilligen Akt zu beschreiben. Harbour Story (2024), ausgestellt beim Hintereingang des Salzburger Kunstvereins, in der Nähe eines Fensters, konzentriert sich ebenfalls auf einen Transitraum.
Im Ausstellungsraum zeigt Corner Gesture (2024) Überbleibsel einer größeren Arbeit, die ursprünglich im brut Wien gezeigt wurde. Absichtlich in einer Ecke platziert, verbrauchen diese Objekte weiterhin Strom und geben Geräusche ab, obwohl sie ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen, zu einem voll funktionsfähigen Kunstwerk beizutragen. Schernthaner-Lourdesamy macht auf die Banalität dieses Akts aufmerksam: Die künstlerische Produktion ist auf Material und Energie angewiesen, der Schaffensprozess verbraucht von Natur aus Ressourcen.
Reflecting on the theme of Debt, I wrote: “Guilt as a feeling. Something I resist—instinctively yet deliberately—mostly through explanation, derivation, the urge for causality and results. To the point where guilt itself becomes something abstract to me. Something that I neither want to make tangible nor perceptible, whether through memory or narrative. […]”
Accompanying text, written by Hana Ostan-Ožbolt-Haas:
Displayed on two windowsills in the hallway of the Salzburger Kunstverein, Fragments (stored together) (2024) comprises eight small sculptures made of copper and steel, directing the viewer's gaze outward. Originally created and exhibited as part of a previous exhibition, the pieces underwent a transformative process during storage: galvanic corrosion. Formally, the work evokes a fictional train station scene. For Schernthaner-Lourdesamy, in relation to Debt, the railway track symbolizes a potential site for grappling with the concept of guilt. Such a place, where one waits, confronts individuals with a recurring choice: to let it pass or to board. He associates this moment with a sense of freedom, as actions in this context are seemingly freed from consequence—the train departs regardless of whether one boards or not. The scene suggests an invitation to endure guilt and to remain in the present, embracing the ambiguity of inaction. While the work invites reflection on personal agency and guilt, it also leaves unspoken the fraught historical connotations of Austria's past. Schernthaner-Lourdesamy acknowledges the grotesque irony of describing boarding a train as an act of free will. Harbour Story (2024) exhibited in the Salzburger Kunstverein cellar, near to a window, also focuses on a space of transition.
In the exhibition space, Corner Gesture (2024) features remnants from a larger work originally shown at brut Wien. Deliberately placed in a corner, these objects continue to consume electricity and emit noise, despite no longer fulfilling their intended purpose, contributing to a fully-functioning artwork entity. Schernthaner-Lourdesamy draws attention to the banality of this act: artistic production is dependent on material and energy, the process of creation inherently consumes resources.